Julika Rudelius ...in the days of the bullies
Veranstaltungsdetails
...in the days of the bullies präsentiert eine Werkauswahl der letzten 20 Jahre der Videokünstlerin Julika Rudelius (*1968) und ist als thematische Retrospektive ihres künstlerischen Schaffens angelegt. Fokus liegt dabei auf der Darstellung menschlicher Psyche und dem jeweiligen Selbstverständnis in verschiedensten sozialen Situationen, sowie auf den Auswirkungen patriarchaler Strukturen auf unser gesamtes gesellschaftliches Handeln. Bereits Anfang der 2000er begann Rudelius die Denk- und Verhaltensmuster von oftmals männlichen Jugendlichen und Erwachsenen zu dokumentieren. Mal augenscheinlich intim, mal beinahe erschreckend ehrlich, teilen sie ihre Haltungen, Meinungen sowie sexuelle Fantasien und bestätigen die Betrachtenden in dem, was diese ohnehin von jenen vermuteten – eine Wechselwirkung von Fremd- und Selbstwahrnehmung, die ein Selbstverständnis formuliert und gleichzeitig ein Spiegelbild der Betrachtenden im Subjekt erzeugt.
Durch inszenierte Intimität, ungefilterte Meinungen und eine vermeintliche Wahrheit, scheinen bekannte Vorurteile eine Bühne zu bekommen. Allerdings geschieht dies um ihren gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Einfluss und ihre gefährliche Wirkmächtigkeit vorzuführen und gleichzeitig zu hintergehen. So sehr die Protagonist:innen in Rudelius Werk zur Projektionsfläche unserer eigenen Ansichten, Einstellungen und Vorurteilen werden, sind sie auch zugleich nur ein Produkt dieser Ordnung.
Julika Rudelius lebt und arbeitet in Amsterdam als auch in Köln und arbeitete bereits in den USA und China. Überall wo sie lebt, beobachtet sie und dokumentiert ihr Umfeld. Eine Gruppe Jungs im Zug in Amsterdam, die über Mädchen reden oder die menschliche Zuneigung zu Waffen – Szenen die ihr auffallen, sie irritieren oder verstören, rekonstruiert sie mit subtiler Manipulation des Settings und dem Gesprochenen, so dass ihre Videoarbeiten zwischen Dokumentation und Fiktion oszillieren und doch eine vertraute, wenn auch manchmal grausame, Realität präsentieren. In der Entwicklung von Rudelius Arbeiten der letzten Jahre wird der Blick auf die von patriarchalen Ordnungen geprägten Strukturen intensiver, intimer und zu gleich allgemeiner. Gestik, Mimik und Sprache, die bestätigt und verängstigt, bekannt und doch befremdlich wirkt, was zugleich die Betrachtenden ermächtigt ihr Verhältnis zu sich und der Welt in einem größeren Kontext eines Systems zu sehen, in dem die Macht von despotischen Figuren und sogenannten bullies, sowie hierarchische Strukturen sichtbarer werden.
...in the days of the bullies ist nicht nur eine Ausstellung, sondern auch offener Diskussionsraum. Gepaart mit Führungen, Vorträgen und einer thematischen Auswahl an Arbeiten aus der Graphischen Sammlung der Stadt Esslingen, lädt der Besuch zum Austausch über die eigene Prägung sowie Denk- und Verhaltensmuster ein.
Kuratiert von Johannes Kaufmann
Mit freundlicher Unterstützung des Königreichs der Niederlande