Transparenz wird heute eindrücklich beschworen: Alles und jeder soll berechenbar und steuerbar sein. Alles beherrschbar und nutzbar. Wie wollen wir wirklich (er)leben, wenn wir ständig am Ausrechnen sind?Die allumfassende Transparenz lässt die Zeit zur bloßen Abfolge punktueller, atomisierter Gegenwart zerfallen. Eine schnelle Abfolge berechneter Zeitabschnitte. Diese Gegenwart folgt der Logik der Programmiersprache, nicht der Intransparenz und überraschenden Vitalität des Lebens. Vereinzelt ohne Gemeinschaft, programmiert wie ein Computer – wir gleichen Atomen. Atome duften nicht. Unser Problem ist nicht die Beschleunigung, sondern die temporale Zerstreuung ohne sinnstiftende Narration. Wir brauchen die intransparente, die überraschende und uneindeutige Erzählung. Die Erzählung, die sich dem Markt verschließt und duftet. Die Kurzgeschichten des Abends werden von philosophischen Texten und zeitgenössischen Liedtexten flankiert und veranschaulichen so den Weg zur kühlen Transparenz und den Momenten, in denen das geheimnisvolle intransparente Leben zum Vorschein kommt. Text & Sprecher: Philipp Falser Cello: Sophie Scheungraber
